Make A Change – Eurovision 2.0: die Ahoy-Arena in Rotterdam

Seit heute darf die akkreditierte Presse den zweiten Probendurchgang direkt am Veranstaltungsort, der Rotterdamer Ahoy-Arena, in der Halle vollständig mitverfolgen.
Auch dabei zeigt sich, dass bei der Pandemie-Ausgabe des ESC alles ein wenig anders ist.

Zugang zur Halle

Es gibt keinen andauernden und ungehinderten Zugang in die Halle, sondern jeweils fünf Minuten vor dem Probenbeginn einer Delegation werden die interessierten Pressevertreter:innen im Pressezentrum abgeholt und in einer Gruppe in die Halle eskortiert – in einem Tempo zwei Treppen hoch, als gälte es, den niederländischen Rekord im Eisschnelllauf zu unterbieten. Zurück dürfen wir dann jederzeit und ohne Aufsicht. – Keine große Sache, doch erschließt sich in diesem Punkt der Sinn der Maßnahme nicht wirklich: während ich dies schreibe, ertönt eine der regelmäßigen Durchsagen im Pressezentrum: „avoid crowdbuilding“ (frei übersetzt: vermeide Zusammenrottung) – statt aber einzeln und bequem die Halle aufsuchen zu können, sollen wir uns plötzlich nur in einer großen Gruppe bewegen. Das verstehe, wer will.
Wie aus vergangenen Jahren gewohnt, ist ein Block in der Halle für uns freigegeben – auch Fotos dürfen nur von dort gemacht werden; die Plätze direkt vor der Bühne für Fotos und Videos gibt es diesmal nicht.

Blick vom Unterring der Ahoy-Arena auf die russischen Probenvorbereitungen | Bild: EuroVisionen

Mehr Studio als Halle

Beim Betreten der 1971 eröffneten Ahoy-Arena merkt man ihr die eigentlich 16.400 Sitzplätze nicht an: die Wirkung ist verglichen mit allen Hallen der vergangenen 12 Jahren doch eher die eines kleinen, gemütlichen Wohnzimmers. Denn der Blick wird zunächst natürlich nicht auf die hohen Ränge, sondern auf den Ausbau des Innenraums gelenkt. Dort, wo sich sonst Fans auf die Füße treten, um ihre Gesichter und Fahnen in die Kameras zu strecken, ist diesmal auf der ganzen zur Verfügung stehenden Fläche der Green Room aufgebaut. Auf bequemen Ledersofas werden dort während der Shows die Delegationen Platz nehmen – und jede Sitzgruppe wird durch eine große Stehlampe in den jeweiligen Landesflaggen markiert. Es wirkt ein wenig wie der Blick in das Wohnzimmer eines gardinenfreien holländischen Einfamilienhauses.

Deutschlands Wohnzimmereinrichtung | Bild: EuroVisionen

Doch vor dem Green Room, dort wo sonst die Premium Fan Zone wäre, hat sich diesmal die Regie der Show mit vier Sitzgruppen und vielen Monitoren und technischem Equipment einquartiert. (Ergänzung: ein Leser machte uns darauf aufmerksam, dass diese Aufbauten eventuell nur für die Probenphase dort seien. Das können wir nicht von der Hand weisen, auch wenn sie sehr statisch erscheinen – aber auch in dem Fall wäre der Halleneindruck ein gänzlich anderer als in zurückliegenden Jahren.)

Berichtigung (17:00 h)

Gut, intelligente Leser zu haben. Sven schrieb genau den richtigen Kommentar. Das technische Equipment wird zu den Live-Shows nicht mehr die erste Reihe des Green Rooms einnehmen. – Für mich sah es heute im Gegensatz zu den Aufbauten der vergangenen Jahre deutlich statischer aus – deshalb meine Vermutung. Aber die EBU hat mir eben bestätigt, dass dem nicht so ist. Dadurch relativiert sich auch meine Schlussfolgerung im nächsten Absatz, wenngleich ich nach wie vor nicht ausschließen möchte, dass das Pandemie-bedingte Downsizing eventuell in Teilen beibehalten werden könnte.

Anders als wir es aus den vergangenen Jahren kennen, wirkt genau dadurch die Halle eher wie ein großes TV-Studio als ein Konzert-Venue.
Auch kommt beim Zusehen der Proben nicht die gleiche Stimmung auf wie sonst – der Ton klingt im Pressezentrum über Kopfhörer einfach besser und gute Fotos lassen sich nur mit der Profiausrüstung einer Event-Fotografin schießen.
Make A Change lautet einer der auf den beiden im spitzen Winkel aufeinander zulaufenden Videoscreens angezeigten Slogans beim Auftritt der Russin Manizha – und uns beschleicht das Gefühl, dass dieses Downsizing und die Fokussierung auf den ESC als TV-Event auch nach der Pandemie Bestand haben könnte.

Regie und Technik in der bisherigen Fanzone – it makes a change | Bild: EuroVisionen
Sehr gelungen: die beiden aufeinander zulaufenden Screens über der Bühne | Bild: EuroVisionen
| Bild: EuroVisionen

6 Antworten auf „Make A Change – Eurovision 2.0: die Ahoy-Arena in Rotterdam“

  1. In der Probenphase ist doch jedes Jahr viel an Regie und ähnlichem direkt vor der Bühne aufgebaut, denkt ihr das kommt diesmal nicht weg?

    Die Bilder sind leider sehr klein, im Bild „die beiden aufeinander zulaufenden Screens über der Bühne“ sehe ich nur rechts einen Bildschirm, links sehe ich da nichts – auf den Aufbaubildern habe ich auch nur rechts entsprechendes Trussing entdeckt.

    1. Nein. Meines Erachtens ist das dauerhaft montiert – es sind die Pulte, die sonst an der Seite zu finden waren
      Und es ist ein Hauptscreen über der Bühne und einer nach rechts vorne auslaufender

        1. Ah, den Bühnenrückwandsschirm hatte ich bei der Formulierung „über“ nicht mitgedacht, sondern suchte einen zweiten entsprechend dem transparenten Schirm über Bühne und Green Room.

          Ich finde die asymmetrische Anordnung des einen Schirms sehr interessant, wenn die Show mehr auf die Kamerawirkung geplant wird als für vor Ort gibt es mehr Freiheiten für sowas.

          Fotos größer klicken geht, vielen Dank.

    2. Du hattest einen wesentlich besseren Riecher als ich, Sven. Die Technik wird aus dem Green Room wieder verschwinden.
      Danke für Deinen Einwand!

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