Das erste Semifinale ging soeben zu Ende. Ein unglaublich starker Cesár Sampson brachte unser Nachbarland Österreich ins Finale – dagegen scheiterte die Schweiz trotz neuem Vorentscheid-Modus und großem Engagement für ihr Auftreten hier in Lissabon.
Klassische Finalkandidaten wie Aserbaidschan blieben heute auf der Strecke – musikalisch nicht verwunderlich, aber ein Novum in der ESC-Geschichte des Landes.
Auch Griechenland, traditionell eine der erfolgreichen ESC-Nationen, verpasste den Finaleinzug und wird daran zu knabbern haben. Der griechische Beitrag hatte im Vorfeld des Contests viele Anhänger gefunden – allein die Inszenierung geriet zum Desaster.
Dafür dürfte Zypern nun langsam nervös werden, den Song Contest ausrichten zu müssen. Zwar betont Eleni gerade, dass es ihr doch nicht um Platzierungen, sondern allein um Musik und ihre Botschaft der Liebe ginge, aber seit sie bei den Buchmachern gestern auf Platz 1 hochgeschossen ist, wollen wir hier doch Zweifel anbringen. Eine perfekte Choreographie zu einem potentiellen Sommerhit hat sich für den Inselstaat ausgezahlt.
Die vorab als Favoriten ins Rennen gegangenen Beiträge aus Bulgarien, Estland, Israel und der Tschechischen Republik zogen erwartungsgemäß ins Finale ein. Und das, obwohl Mikolaus Josef erst wegen einer Verletzung seine Choreographie abrüsten musste und dann heute auch noch mit seinen Tänzern bei der Choreo äußerst asynchron agiert hatte. Und auch im Fall Israels konnte Netta den Verlust ihres Markenzeichens (der Looper, dessen Einsatz ihr untersagt war) offensichtlich ausgleichen.
Auch der Fanfavoritin Saara Aalto aus Finnland gelang der Finaleinzug – was uns angesichts der Proben keineswegs sicher erschienen war.
Keineswegs sicher, aber eben auch keineswegs überraschend schafften es noch Albanien, Litauen und Irland in die Samstagabendshow.
Eugent Bushpepa brachte mit seiner glasklaren Stimme mit einer unglaublich umfassenden Ton-Range Albanien zu diesem Erfolg. Litauen überzeugte mit einem zunächst unauffällig erscheinenden, aber durch Ievas brüchige Stimme anrührenden Song über die Liebe und das Älterwerden.
Und Irland hat einmal mehr bewiesen, dass ein eher unscheinbarer todtrauriger Walzer, perfekt gesungen, dank einer ebenso perfekten Inszenierung mit einem Pas de Deux im Schnee das Unmögliche schaffen kann. Und sein überzeugter Einsatz für gleichgeschlechtliche Liebe wurde honoriert, zumal er überzeugend betonte, dass es ihm vor allem darum ging, allen Menschen Mut zu machen, ihre Liebe zu leben, egal um welche Art von Liebe es geht. „Luv is just luv“ – betonte er noch einmal in der Pressekonferenz im Anschluss an die Show.
Im Anschluss an die Show zogen diese 10 glücklichen Finalisten ihr Los für einen Startplatz in der ersten oder zweiten Hälfte des Finales:
Österreich: Nobody But You – Cesár Sampson / Erste Hälfte des Finales
Estland: La Forza – Elina Nechayeva / Erste Hälfte
Zypern: Fuego – Eleni Foureira / Zweite Hälfte
Litauen: When We’re Old – Ieva Zasimauskaitė / Erste Hälfte
Israel: TOY – Netta / Zweite Hälfte
Tschechische Republik: Lie To Me – Mikolas Josef / Zweite Hälfte
Bulgarien: Bones – EQUINOX / Zweite Hälfte
Albanien: Mall – Eugent Bushpepa / Erste Hälfte
Finnland: Monsters – Saara Aalto / Zweite Hälfte
Irland: Together – Ryan O’Shaughnessy / Zweite Hälfte
Die letzten 10 Plätze im Finale werden im 2. Semifinale am Donnerstagabend vergeben.
Und angesichts der Startplatzauslosung dürfte der Regisseur der Show heute Nacht sehr schlecht schlafen, gerieten doch nahezu alle Balladen außer Irland in die erste und alle Uptempo-Nummern in die zweite Hälfte.