Es dauerte gar nicht lang genug: das Opening des diesjährigen Song Contests wurde von den Fans in der Halle wie vom Publikum zuhause als der vermutlich beste Auftakt eines Song Contests bisher gefeiert. Viel Zeit, die Kandidatinnen und Kandidaten vorzustellen und dann noch die Eurovisions-Diven Ilanit, Dana International und Netta sowie Nadav Guedj , der uns mal wieder Tel Aviv zeigen wollte.
Ein Tel-Aviv-Song unter den Eurovisions-Titeln
Bevor Dana International ihr Diva anstimmte, sang sie ein viel zu kurzes Stück mit dem Namen Tel Aviv, das wir nach zwei Wochen in dieser Stadt bereits oft gehört hatten:
Ob beim Auftakt im Hafen von Herzelia, beim Orange Carpet, am Strand, im Einkaufszentrum oder im Club – immer wieder ließ uns der Rhythmus von Tel Aviv mitschwingen und mitsingen, obwohl der Song nie wirklich vorgestellt wurde.
Mizrahi-Pop in der Gay Community
Natürlich konnten uns die Damen vom Tel-Aviv-Thresen im Pressezentrum schnell weiterhelfen – sie kannten es alle sofort: Tel Aviv ist die heimliche Hymne der Stadt und stammt aus dem Jahr 2013. Der Mizrahi-Pop-Musiker Omar Adam ist selbst zwar nicht schwul und von daher kein neuer Ivri Lider, hat aber diesen Song als Werbevideo für den Gay Pride 2013 in Tel Aviv aufgenommen. (Mizrahim sind die jüdischen Einwanderer, die aus den Nachbarländern Israels kommen – in Abgrenzung zu den europäisch- aschkenasischen Juden).
Mizrahi-Pop hatte zu der Zeit die schwule Szene Tel Avivs erobert und die Arisa-Partys des Partyveranstalters Eliad Cohen waren die erfolgreichsten Events der Stadt.
Partyhit, Sommerhit, Hymne
Ursprünglich also als Werbevideo dieser Partyreihe zum Gay Pride veröffentlicht, eroberte der Song binnen kurzem die Stadt. Er wurde erst Sommerhit und dann gemeinsames kulturelles Erbe Tel Avivs.
Auch wenn die Lyrik hinter dem Song nicht gerade UNESCO-Anspruch verkörpert („I’m your beauty, You’re my beast, Welcome to the Middle East!“), so bleibt beim Refrain „Tel Aviv, Ya Habibi, Tel Aviv“ kein Bein ruhig.
In einem einzigen Song (hier die Langversion) spiegelt sich die Quirligkeit, Lebensfreude und der Rhythmus dieser Stadt wider. Das ist es, was eine Hymne ausmacht. „Ya Habibi“ heißt übrigens: „Mein Schatz“ oder „Meine Liebe“ – das ist es, was nicht nur die Einwohnerinnen und Einwohner für die Metropole empfinden.