Kein „Business as Usual“ – Vertrautes und Neues beim ESC in Rotterdam

Heute durfte ich mich zum ersten Mal davon überzeugen, ob mir die Arbeit hier beim Eurovision Songcontest in Rotterdam sicher erscheint,

Wie berichtet (Link) kam es durch eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Regierung und Fernsehanstalten zum jenem sogenannten Feldversuch, bei dem trotz Pandemie-Gefahr und hoher Inzidenzzahlen ein Event dieser Größenordnung mit Publikum zugelassen wurde.
Das Hygienekonzept war detailliert bekannt gegeben worden und jede und jeder konnte für sich selbst entscheiden, ob das Risiko vertretbar sein würde. (Wobei wir den freien Willen und die innere Widerstandsfähigkeit bei uns ESC-Fans eventuell nicht überbewerten sollten!)

Testung vor Einlass

Von Wartezeiten beim Einlass können Akkreditierte beim Song Contest sehr viele und sehr lange Lieder singen. Immerhin ist die Pandemie nicht das erste Hindernis: Anschlags- und Terrorgefahr haben die Notwendigkeit von Kontrollen und hohen Sicherheitsstandards seit Jahren anwachsen lassen.
Jetzt kommen die Testungen hinzu.

Die Covid-Test-Area | Bild: EuroVisionen

Obwohl gestern gerade erst wegen der Einreise nach Holland getestet, musste ich direkt nach meiner Akkreditierung zum Test, der – sofern negativ – für 48 Stunden zum Besuch des Pressezentrums berechtigt. Getestet wird mit einem Atem-Test. Dieser soll zuverlässiger als die herkömmlichen Antigen-Schnelltests sein und liefert bereits nach Sekunden ein Ergebnis: Mundstück mit den Lippen umschließen, fünf Mal regulär ein- und ausatmen, dann einmal tief Luftholen und diese für 5 Sekunden anhalten, dann wieder langsam und vollständig ausatmen. Und schon erfahre ich, dass mein Test ein Ergebnis geliefert hat: negativ. Den Bescheid gibt es per Mail automatisch aufs Smartphone und beim Check-Out aus dem Testzentrum wird Uhrzeit und Ergebnis auf dem Presseausweis elektronisch festgehalten. (Leider liefern die Atemtests bei manchen Probanten kein Ergebnis; in dem Fall muss ein Antigentest gemacht werden – es dauert dann 20 Minuten Wartezeit.)
Die Testzelte sind riesig und weder dort noch später am unscheinbaren Presseeingang kommt es heute zu Wartezeiten.

Noch ruhig und unscheinbar: der Eingang für Crew und Presse | Bild: EuroVisionen

Das Pressezentrum

Nach dieser anfänglichen Hürde ist der Zugang zum Pressezentrum frei. Doch auch dort ist vieles anders als in den letzten Jahren: überall stehen Desinfektionsspender für die Hände und die breiten Flure sind durch Absperrbänder in je eine Spur pro Laufrichtung geteilt. Alle Zugänge haben getrennte Ein- und Ausgänge.

Strenge Trennung der Laufrichtungen in der Ahoy-Arena | Bild: EuroVisionen

Das riesige Pressezentrum hat getrennt aufgestellte Tische zum Einhalten der Abstandsregeln. Die Tische werden am Einlass vergeben und nach jeder Benutzung desinfiziert. Traditionell sind in den ersten Tagen nur sehr wenig Akkreditierte bereits anwesend. Darum bereitet die Einhaltung der Abstandsregeln eh keine Probleme.

Pressezentrum | Bild: EuroVisionen

Wie in einem überdimensionierten Großraumbüro herrscht bei allen Rundgängen Maskenpflicht – am Platz darf die Maske abgenommen werden. Erfreulicherweise behalten sehr viele sie dennoch auf.

Und dann ist doch vieles wie in jedem Jahr: am Anfang fehlt der Ton bei den Übertragungen der Proben aus der Halle ganz. Später läuft er zu leise und nur auf einem Kanal – wie gut, dass es diesmal noch das Online-Pressezentrum gibt, in das wir auch vor Ort ausweichen können.

Abstandsflächen im Pressezentrum | Bild: EuroVisionen

Pressekonferenzen

Zweiter Pfeiler der Probentage sind die Pressekonferenzen. Auch dort stehen die Sitzplätze auf Abstand und nachdem es bei den ersten Meet&Greets an der Fotowand zu üblichen Drängeleien um die begehrten Bilder gekommen war, haben die Verantwortlichen schnell reagiert und sorgen nun dafür, dass auch das Fotografieren „mit Abstand“ verläuft.

Die stylische Bühne bei den Meet&Greets | Bild: EuroVisionen

Persönlicher Eindruck

Vollkommene Sicherheit gibt es nicht, aber die holländischen Gastgeber überzeugen bisher durch Vorsorge und perfekte Planung. Ich habe mich jedenfalls heute nicht unsicher gefühlt. Trotzdem kann ich jene verstehen, die in der jetzigen Situation nicht hierher gefahren wären. Doch letztendlich gilt: solange Menschen bei uns unter viel weniger Schutz ihrer alltäglichen Arbeit nachgehen müssen, dürfen auch Versuche unternommen werden, den Kultur- und Veranstaltungsbereich auf die kommenden Jahre unter dem Schatten des bestimmt nicht schon im Sommer verschwindenden Virus und seiner zukünftigen Mutationen vorzubereiten. Ein Superspreader-Event, wie manche es bezeichnen, kann ich bislang jedenfalls nicht erkennen. Hoffen wir, dass ich Recht behalte.

Noch nicht getestet: der Verpflegungsbereich hier in der Halle – denn trotz erster Außengastronomie-Öffnungen sind die Restaurants natürlich auch in Rotterdam weiterhin geschlossen und die Hotels bieten wegen zu geringer Auslastung abends auch nicht unbedingt warme Küche. Es wird Zeit, das hier zu testen….

4 Antworten auf „Kein „Business as Usual“ – Vertrautes und Neues beim ESC in Rotterdam“

  1. Hej Martin, toller Einstieg in die Saison! Ich bin in Gedanken in Rotterdam und drücke fest die Daumen für unterhaltsame, spannende und erlebnisreiche Tage (auch zu Hause vor dem Endgerät, lieber Marc). Möge auch das mit der Verpflegung gelingen! Bussi aus Berlin

  2. Hallo Martin und Marc, wir sind schon sehr beruhigt, wie es mit den Abständen geht, und sehrangetan, wie gründlich Ihr zu Werke geht.Gespannt auf die Fortsetzung! Lg

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