Hatari, Bashar Murad und ein Palästina-Statement

Bereits eine knappe Woche nach dem ESC veröffentlicht die isländische Punkrock-Band einen neuen Song zusammen mit Barash Murad: ein erneutes Statement im Palästina-Konflikt.

Propalästinensische Positionierung

Die sich selbst als antikapitalistische Band charakterisierende Formation ging für Island an der Start, bekannte sich aber bereits im Vorfeld zur Boykottbewegung gegen Israel. Auf einer ihrer Pressekonferenzen gaben sie ein Statement gegen nicht näher bezeichnete „Besatzungspolitik“ ab. In einem Interview vor dem ESC hatten sie erklärt, sie würden nicht mit Palästina-Fahnen auf die Bühne gehen. Haben sie auch nicht. Aber während der Bekanntgabe des Televotings für Island positionierten sie sich mit Schals mit „Palestine“-Aufdruck und palästinensischer Flagge eindeutig gegen die Gastgeber.

Seitdem teilen sich die Kommentare in den sozialen Medien in bedingslose Unterstützung oder herbe Kritik an „Ruhmessucht“, „Profilierungssucht“, „schlechtem Benehmen“ und „politischer Blauäugigkeit“. Neben musikalisch und politischen Gegensätzlichkeiten, die bei vielen von Anfang an bestanden, ernteten Hatari nach ihrer Greenroom-Aktion auch von Fans Unverständnis und Kopfschütteln.

Ein isländisch-palästinensisches Projekt

Gestern legten Hatari mit dem Video eines neuen Songs nach. Die in der Wüste gedrehten Szenen des Videos entstanden – so vermuten es Kommentator*innen anhand der Kostümwahl – wohl bereits während Hataris Aufenthalt zum Shooting ihrer „postcard“.

Der Titel des Songs ist aus dem isländischen „Klefi“ für „Zelle“ und dem arabischen „samed“ für „stabil“ oder „standhaft“ zusammengesetzt. Und auch im zweisprachigen Text beschreibt der isländische Teil eine isolierte, leere Zelle eines Molekularstrangs und das isolierte und ungeeignete Einzelkämpfertum von Marionetten. Dagegen steht Solidarität und Gemeinsamkeit, ausgedrückt durch den arabischen Titel.

Matthias und Klemens von Hatari singen gemeinsam mit Bashar Murad. Dieser ist ein in Ostjerusalem lebender schwuler palästinensischer Musiker. Er wurde kürzlich in Kanada auf einer Radioreise promotet. Bashar sieht sich als politischen Menschen und seine Musik als Beitrag zur Befreiung Palästinas. So hat er auch am in Bethlehem von den Boykottbefürwortern organisierten Gegenkonzert zum ESC, Globalvision, teilgenommen.
„My dream is to use my music to free Palestine.“ (Sein Traum sei es, seine Musik zur Befreiung Palästinas zu nutzen.)

Weit entfernt von Frieden…

Hatari haben damit ihre Position, die sie als die Position ihres Landes verstehen, noch einmal bekräftigt. Ob sie als Friedensbotschafter oder als Spalter in Erinnerung bleiben, wird sich erst zeigen. Ebenso wie die Reaktion der EBU auf ihre politische Positionierung! (Eine Resolution auf change.org  fordert die EBU zum Ausschluss Islands auf).

Es ist gerade mal 10 Jahre her, dass 2009 in Moskau ein ganz anderes Projekt von Zusammenarbeit für Israel an den Start ging: Noa & Mira Awad träumten damals noch von einem gemeinsamen „anderen Weg“ des Zusammenlebens zwischen Israelis und Palästinensern. Dafür waren sie mit dem Haviva-Reik-Friedenspreis ausgezeichnet worden:

Seit Hardliner auf allen Seiten die Situation in Palästina und Israel anheizen, ist ihr Traum von damals leider in weite Ferne gerückt…

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